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Der 1931 als „Reichskolonialehrendenkmal“ in Bremen errichtete Elefant wurde 1989 zum Antikolonialdenkmal umgewidmet. Heute pflegt ihn ein gemeinnütziger Verein, der sich für Toleranz und Vielfalt einsetzt. (Imago / Arkivi)

Europas Kolonialismus hat den afrikanischen Kontinent geprägt und tut das bis heute. Höchste Zeit, dass Europa sich dekolonisiert, sagen Experten. Dabei geht es um Wirtschaftsbeziehungen ebenso wie um Kultur.

Die Kolonialzeit hat in Afrika tiefe Spuren hinterlassen. Die Ländergrenzen, die Amtssprachen und viele Konflikte sind das Erbe der Zeit, als die europäischen Mächte den Kontinent weitestgehend unter sich aufgeteilt hatten. Rohstoffquelle, Absatzmarkt für europäische Produkte und Tätigkeitsfeld für Missionare, so sahen die Europäer Afrika bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts im Wesentlichen.

Und heute? Wie stark wirkt die koloniale Vergangenheit in den unabhängigen Staaten Afrikas fort? In den Wirtschaftsbeziehungen ist vieles beim Alten geblieben, sagt der Berliner Afrikawissenschaftler Andreas Eckert. Nach wie vor gehe es um Rohstoffe, daneben sei Afrika aber auch Abladeplatz für Müll aus den Ländern des Nordens. Und von den Investitionen internationaler Konzerne hätten die afrikanischen Arbeitskräfte meist wenig.

Europa muss sich dekolonisieren

Hinzu kommt altes Denken. Europa muss sich dekolonisieren, fordert der Kameruner Kulturwissenschaftler Albert Guaffo. Afrika als Problemfall zu sehen, der dauerhaft der Hilfe entwickelterer Länder bedarf, sei der falsche Weg. Wenn Europa Unterstützung bieten wolle, dann sei es beispielsweise besser, das Bildungswesen in Afrika selbst zu stärken, als afrikanische Studenten an europäische Universitäten zu holen. Und die Berliner Kuratorin Christiane Bürger ergänzt, das Narrativ vom problembeladenen Afrika verkenne die große Strahlkraft afrikanischer Metropolen etwa auf dem Feld der Kultur.

In den kulturellen Beziehungen ist auch einiges in Bewegung gekommen zwischen Afrika und Europa. Hierfür steht vor allem die Debatte um die Rückgabe afrikanischer Kulturgüter, die aus den damaligen Kolonien nach Europa gekommen sind. Und auch wenn nicht alles, was in Europas Völkerkundemuseen steht, Raubkunst sei, habe das „Sammeln“ von Artefakten in den Kolonien immer „in einem Gewaltkontext“ stattgefunden, stellt die Zürcher Historikerin Gesine Krüger fest.

Wem gehört der Dino?

Bleibt die Frage: Wem gehört der Dino? Soll das berühmte Saurierskelett, das deutsche Forscher aus der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika nach Berlin gebracht haben, an Tansania zurückgegeben werden? Wenn Tansania das wünsche, dann müsse Deutschland „einfach mal gehorchen“, sagt der Kameruner Kulturwissenschaftler Guaffo unter dem Beifall des Publikums des Herrenhäuser Forums, das wir im Wortwechsel ausstrahlen.

Es diskutieren:

Prof. Dr. Andreas Eckert, Institut für Asien- und Afrikawissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Dr. Albert Guaffo, Professur für Literatur- und Kulturwissenschaft sowie interkulturelle Kommunikation, University of Dschang, Kamerun
Prof. Dr. Gesine Krüger, Historisches Seminar, Universität Zürich
Dr. Christiane Bürger, Kuratorin, Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Dieser Wortwechsel wurde beim „Herrenhäuser Forum“, einer öffentlichen Veranstaltung der Volkswagenstiftung, im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen in Hannover aufgenommen.

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