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Power of the Kola, ©2021 Serge Nguelou Ngouffo

Samstag, 2. Oktober 2021, 19 Uhr
VORTRÄGE + GESPRÄCH
Katja Kaiser, Astrid S. Klein und Albert Gouaffo
Onsite und Online
Anmeldung + Zoomlink unter: zentrale@wkv-stuttgart.de
Sprache: Deutsch

Die systematische Sammlung und Bewahrung tropischer Pflanzen in Botanischen Gärten und Herbarien ist durch den europäischen Kolonialismus und dessen Plantagenökonomie geprägt. Im Rahmen der Recherche Power of the Kola von Astrid S. Klein (Stuttgart), werden die Künstlerin und ihre Gäste – die Historikerin Katja Kaiser (Berlin), und der Germanistikprofessor Albert Gouaffo (Dschang/Kamerun) – die Anwesenheit tropischer Pflanzen in Europa in Verbindung zur Botanik und deren Entwicklung im Kolonialismus beleuchten. 

Eine diasporische Kolapflanze, eine Cola acuminata, die im Tropenhaus der Universität Hohenheim wächst und endemisch in Afrika vorkommt, ist dabei eine wichtige Akteurin. Sie nimmt teil. Die Kola ist eine Handelnde. Die große Bedeutung ihrer komplexen Kultur des Teilens und des Ausgleiches in West-und Zentralafrika wird besprochen und ihre diasporische Existenz als Objekt einer europäischen Lebendsammlung befragt.

Anhand der Botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien (1891-1920) in Berlin werden die Verquickungen wissenschaftlicher, ökonomischer und kolonialpolitischer Interessen mit der Botanik untersucht. Deren Funktionsweise und Organisation in Verbindung zu den Kolonien wird beschrieben, sowie die Zirkulation von Pflanzen, Wissen und Informationen in den Botanischen Netzwerken. 

Wie hat die Botanik in die Geografien, Vegetation und Lebensrealitäten der von Kolonialisierung betroffenen Länder eingegriffen? Wie wirkt sie fort? Kann gemeinsam mit der Kola und ihrer lebendigen Praxis in radikal symmetrischer Weise zwischen Afrika und Europa neu u?ber die kolonialen Auswirkungen und die existenziellen Probleme des Plantationocene* verhandelt werden?

Die Veranstaltung findet im Kunstverein und auf Zoom statt.

*In der Bezeichnung unseres Zeitalters als Plantationocene, einem Begriff den Anna Tsing und Donna Haraway geprägt haben, findet sich die (koloniale) industrielle Plantage als prägender Faktor wieder. Sie wurde durch die botanische Forschung der Kolonialzeit ermöglicht.

PROGRAMM

19 Uhr 
Begrüßung: Iris Dressler

Einführung: Astrid S. Klein
Die Künstlerin Astrid S. Klein führt in die Recherche Power of the Kola ein, die 2011 im Botanischen Garten Limbe/Kamerun, sowie im Botanischen Garten in Berlin Dahlem ihren Anfang nahm. Sie stellt darin gemeinsam mit der Kolapflanze, als diasporischer Akteurin, Fragen nach der Bedeutung der kolonialen Translokationen tropischer Pflanzen und verbindet dies mit den aktuellen Realitäten des Plantationocene und der Notwendigkeit der Auflösung westlicher Kategorien.

19:30 Uhr
Vortrag: Katja Kaiser
Die Historikerin Katja Kaiser wird in Bezug zu ihrem 2021 publizierten Buch Wirtschaft, Wissenschaft und Weltgeltung am Beispiel der Botanischen Zentralstelle für die deutschen Kolonien (1891-1920) am Botanischen Garten und Museum Berlin über die Entstehung, Interessen, Netzwerke und Auswirkungen der deutschen Kolonialbotanik mit einem Schwerpunkt auf Kamerun sprechen.

ca. 20:15 Uhr
Vortrag: Albert Gouaffo
Professor Albert Gouaffo stellt den Kolabaum vor, der in Kamerun endemisch wächst, sowie die Kolanuss. Er vermittelt Aspekte der Kultur der Kola und ihre umfassende Bedeutung. Fragen nach der Translokation der Pflanze im kolonialen Kontext, ihre postkoloniale Existenz in Deutschland und ihre dort verkannten Potentiale, werden von ihm aufgegriffen und diskutiert.

Katja Kaiser ist Historikerin mit den Schwerpunkten Kolonialgeschichte, Museums- und Sammlungsgeschichte sowie Gender Studies. Sie publizierte Beiträge zur Auswanderung deutscher Frauen in die Kolonien sowie zur Institutionen- und Sammlungsgeschichte des Berliner Botanischen Gartens und Museums. Sie wirkte außerdem an verschiedenen Ausstellungsprojekten mit. Ihre aktuelle Publikation Wirtschaft, Wissenschaft und Weltgeltung ist 2021 im Verlag Peter Lang erschienen.
https://www.geschkult.fu-berlin.de/e/fmi/bereiche/puschner/promotion/doktoranden/Katja_Kaiser.html

Albert Gouaffo, Prof. Dr. phil, unterrichtet deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft, sowie interkulturelle Kommunikation an der Université de Dschang in Westkamerun. Er ist Vizepräsident des Vereins der Germanist:innen südlich der Sahara (GAS). Zu seinen Forschungsinteressen gehören die deutsche Literatur der Kolonialzeit in Afrika, die deutsche Literatur der afrikanischen Diaspora, Erinnerungsstudien und Provenienzforschung zu Kulturgütern, die während der deutschen Kolonisation entwendet wurden. Aktuell ist er Teil des Projektteams Re-connecting ‚Objects’ der TU Berlin. Sein aktuelles Buch Koloniale Verbindungen – transkulturelle Erinnerungstopografien: Das Rheinland in Deutschland und das Grasland Kameruns ist 2019 im Transcript-Verlag, Bielefeld erschienen. 
www.albert-gouaffo.com

Die Künstlerin Astrid S. Klein arbeitet seit 2005 translokal mit Protagonist:innen des afrikanischen Kontinents, der afrikanischen Diasporen, der Karibik und Europas in vielstimmigen und langfristigen Projekten zusammen. In Ihren Forschungen stehen das Dezentrieren des eigenen Denkens, das Entstehen neuer Beziehungen durch anderes Wissen und Möglichkeiten gemeinschaftlichen Handelns im Zentrum. Klein ist Meisterschu?lerin von Joan Jonas. Ihre transdisziplinäre Praxis umfasst poetisch-kritische Untersuchungen mit Film, Text, Sound, performativer Intervention, Recherche, sowie Formate öffentlicher Veranstaltungen.
crossing-boundaries-of-doubt.net

Link: https://www.wkv-stuttgart.de/programm/2021/veranstaltungen/kola/

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