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Berlin/München (dpa) – Nach Kritik an verweigerten Visa für ein Wissenschaftsteam aus Kamerun hat der Bund seine Bereitschaft zur Stärkung der Provenienzforschung betont. “Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag ausdrücklich festgeschrieben, die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte voranzutreiben”, hieß es am Donnerstag im Auswärtigen Amt in Berlin. “Dafür ist der Dialog mit den Herkunftsgesellschaften und eine vertiefte internationale Kooperation entscheidend.”
Zuvor waren zwei Wissenschaftlern und einer Wissenschaftlerin aus Kamerun Visa von der deutschen Botschaft in Jaunde verweigert worden. Sie wollten am Abschluss eines vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste geförderten gemeinsamen Projektes am Museum Fünf Kontinente in München teilnehmen.
Nach Schilderung des Außenministeriums in Berlin waren erforderliche Unterlagen nicht vorgelegt worden, in der Folge hätten die Visa nicht erteilt werden können. Die Botschaft in Jaunde habe mit dem Museum in stetem Austausch gestanden, zu den Visaanträgen beraten und einen Sondertermin organisiert.
Die Bundesregierung wolle die Kooperation von Museen unterstützen, auch das deutsch-kamerunische Provenienzprojekt um den Blaue-Reiter-Pfosten und die Sammlung Max von Stettens aus Kamerun im Münchner Museum.
Die verweigerten Visa hatten zu deutlichen Reaktionen bei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Deutschland und darüber hinaus geführt. Die in Berlin und Paris arbeitende Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy etwa kritisierte, die restriktive Visa-Politik Deutschlands konterkariere “einmal mehr die Forschung aus Objekten zu kolonialen Kontexten”. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern forderte sie eine Visa-Politik, “die transnationale Kooperationen ermöglicht”.
Das Projekt untersucht die Herkunft von rund 200 Exponaten aus Kamerun. Bekanntestes Objekt ist der Blaue-Reiter-Pfosten aus Holz, den die Künstlergruppe um Franz Marc und Wassily Kandinsky 1912 in ihrem Almanach abgebildet hat. Die Kunststücke stammen aus der Sammlung Max von Stettens, der Ende des 19. Jahrhunderts in Kamerun Kommandeur einer Kolonialtruppe des Deutschen Kaiserreiches war. Damals gelangte die Sammlung nach München.
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