Einem Bericht des „Deutschlandfunk Kultur“ zufolge wurde einem Forschungsteam aus Kamerun, das in dieser Woche zu einer Konferenz nach München fliegen wollte, von der deutschen Botschaft Anfang Januar das Visum verweigert. Drei Wissenschaftlern sei das Schengenvisum nicht erteilt worden, da „begründete Zweifel an ihrer Absicht, vor Ablauf des Visums aus dem Hoheitsgebiet der Mitgliedsstaaten auszureisen“ bestünden, zitiert der Bericht aus dem Ablehnungsbescheid. Das Auswärtige Amt wolle sich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht zu einzelnen Fällen äußern, berichtet der „Deutschlandfunk“.
Die betroffenen Forscher konnten dementsprechend nicht nach Deutschland einreisen, um an einer Abschlusskonferenz eines Forschungsprojekts zur Herkunft und Bedeutung von afrikanischen Kunstwerken teilzunehmen, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts aus Kamerun, einer damaligen deutschen Kolonie, nach Deutschland verbracht wurden. Der bayerische Offizier Max von Stetten schickte damals rund 200 Objekte in sein Heimatland. Die Herkunft und Bedeutung vieler dieser Kunstwerke ist bis heute unklar, darunter auch der sogenannte „Blaue-Reiter-Pfosten“, der zur Sammlung des Münchner Museums Fünf Kontinente gehört.
Deutsche Forscher üben Kritik an Botschaftsentscheidung
Das kamerunische Forscherteam um Projektleiter Albert Gouaffo von der Universität Dschang sollte bei der Klärung dieser Fragen helfen. Objekte aus Kamerun sollten von Menschen aus Kamerun erforscht werden, erklärte die deutsche Ethnologin und Projektleiterin Karin Guggeis. Dass der Abschluss ihres Projektes nun als Videokonferenz abgehalten werden muss, sei „sehr erschütternd und ein großer Schlag“, führte Guggeis gegenüber „Deutschlandfunk Kultur“ aus. Die Forschergruppe sei bereits zu Projektbeginn nach Deutschland gereist und dann „auch wieder zurückgereist, wie es vorgesehen war.“
Auch bei den afrikanischen Forschern sorgte die Entscheidung der deutschen Botschaft für Verärgerung. „Das nenne ich institutionellen Rassismus“, erklärte Gouaffo gegenüber „Deutschlandfunk Kultur“.
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