$( document ).ready(function() { console.log( "ready!" ); });
List

Das Museum Fünf Kontinente in München überprüft seit 2019 die Provenienz von rund 200 Objekten. Das Projekt wird dabei allerdings von Visa-Problemen Kamerunischer Forscher überschattet: Sie durften zum heutigen Abschlusstreffen nicht einreisen.

Von BR24 Kultur

Das Museum Fünf Kontinente in München hat bei einem Forschungsprojekt rund 50 Gegenstände aus seiner Sammlung als mögliche koloniale Raubkunst identifiziert. Sie stammen nach vorläufiger Einschätzung aus problematischen Erwerbsumständen, wie das Museum am Freitag in München mitteilte.

Noch unklar sei die Provenienz des hölzernen Blaue-Reiter-Pfostens, den die Künstlergruppe Blauer Reiter 1912 in ihrem Almanach abgebildet hat. In dem vermuteten Herkunftsgebiet der Skulptur in Kamerun seien die Forschungen wegen bürgerkriegsartiger Verhältnisse sehr schwierig und zum Teil unmöglich gewesen. Das Projekt war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil ein Forscherteam aus Kamerun nicht zum Abschlusstreffen einreisen durfte.

Umgang mit Raubkunst noch nicht geklärt

Die Forscher rund um den Kulturwissenschaftler Albert Gouaffo von der Universität Dschang und Karin Guggeis vom Museum Fünf Kontinente hatten seit November 2019 die Provenienz von rund 200 Objekten der Sammlung Max von Stettens untersucht. Ende des 19. Jahrhunderts hatte er in Kamerun eine Kolonialtruppe des Deutschen Kaiserreiches kommandiert und dem Museum zahlreiche Objekte geschenkt.

Provenienz noch ungeklärt: Der Blaue-Reiter-Pfosten im Museum Fünf Kontinente.
© Museum Fünf Kontinente
Bildrechte: Museum Fünf Kontinente

Nach derzeitigem Stand seien einige Gegenstände im Rahmen von Militäraktionen, so genannten Strafexpeditionen, in den Besitz von Stettens gelangt, berichtete das Museum. Andere seien mit großer Wahrscheinlichkeit legitim erworben worden. Als problematisch stuften die Forscher rund 50 Objekte ein. Wie mit den Gegenständen umgegangen wird, muss nach Auskunft des Museums noch geklärt werden.

Aufregung über deutsche Visa-Politik

Zum Projektabschluss sollten eine Forscherin und zwei Forscher aus Kamerun eigentlich nach München reisen, was ihnen aber verweigert wurde. Nach Angaben des Außenministeriums konnten die Visa nicht erteilt werden, weil erforderliche Unterlagen nicht vorgelegt wurden. Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy kritisierte daraufhin, die restriktive Visa-Politik Deutschlands konterkariere “einmal mehr die Forschung aus Objekten zu kolonialen Kontexten”. Man brauche eine Visa-Politik, die transnationale Kooperationen ermögliche, forderten Savoy und andere Wissenschaftler.

Für das Museum kam die Einreiseverweigerung überraschend. Gerade bei einem so sensiblen Thema wie der Aufarbeitung von kolonialem Unrecht sei ein persönlicher Austausch von größter Bedeutung, auch über das aktuelle Forschungsprojekt hinaus, sagte eine Sprecherin. Die intensive Zusammenarbeit sei “das Herzstück der postkolonialen Provenienzforschung”.

(Mit Material von dpa)

Die BR KulturBühne – ein Platz für Konzerte, Events, Debatten und auch großes Vergnügen. Hier geht’s lang!

Aktuelle Debatten, neue Filme und Ausstellungen, aufregende Musik und Vorführungen… In unserem kulturWelt-Podcast sprechen wir täglich über das, was die Welt der Kultur bewegt. Hier abonnieren!

Link: https://www.br.de/nachrichten/kultur/museum-fuenf-kontinente-rund-50-objekte-wohl-koloniale-raubkunst,Sv9Cvoc

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

  Posts

1 2 3 11
May 21st, 2025

Die Sammlung Max von Stetten – Perspektiven aus Kamerun

Über zwei Jahre (2019–2022) erforschte ein Team aus Kamerun und Deutschland um die Projektverantwortlichen Dr. Karin Guggeis und Prof. Dr. […]

May 19th, 2025

Lucian Scherman Lecture mit Prof. Dr. Albert Gouaffo

Gemeinsamkeiten und Differenzen. Eine Zwischenbilanz zur Debatte um Raub und Rückgabe von Kameruner Kulturgut in Deutschland. Der kamerunische Germanist Prof. […]

May 19th, 2025

Zwischenbilanz zur Debatte um Raub und Restitution von Kameruns Kulturerbe in Deutschland

Prof. Albert Gouaffo: Lucian Scherman Lecture, Museum Fünf Kontinente, München, 8. Mai 2025 Vollständiger Text der Rede in Deutsch hier (12 […]

February 18th, 2025

(2023) Albert Gouaffo und Bénédicte Savoy mit dem “Atlas der Abwesenheit” S. 68-79

12_Atlas_der_Abwesenheit -1Download
February 7th, 2025

From Contested Ownership to (In)Voluntary Returns

This episode documents the workshop about interdisciplinary perspectives on the postcolonial fight for restitution and reparation. In the beginning, the […]

January 5th, 2025

THE POWER OF THE KOLA – das Lebendige verhandeln

Interview mit Astrid S. Klein und Albert Gouaffo Stuttgart, Deutschland – Dschang, Kamerun 2024-2025. Die Kolapflanze kehrt zurück: Das Kunstprojekt “THE […]

July 19th, 2024

Who Civilizes Whom in Heart of Darkness?

Reflections on Heart of Darkness (1993) As part of the transdisciplinary, collaborative project Decolonizing Public Engagement with the Institute of […]

April 12th, 2024

Mortui Vivos Docent

Final cinematic product by ACT Science Communications for the research project “Provenance Research with a Restitution Perspective” funded by the German Lost […]

February 21st, 2024

JHGC in Conversation with African Experts on Genocide, Spaces of Memory and Africa.

jhgcentre · JHGC in Conversation with African Experts on Genocide, Spaces of Memory and Africa. Link : https://soundcloud.com/user-858426360/jhgc-in-conversation-with-african-experts-on-genocide-spaces-of-memory-and-africa?si=4536d2709b5045278f9e8a7f915f1934&utm_source=clipboard&utm_medium=text&utm_campaign=social_sharing

February 15th, 2024

ACT – Africa Centre for Transregional Research

Prof. Albert Gouaffo, Dr. Beatrix Hoffmann-Ihde (18.10.2022) – “Freiburg und Kolonialismus: Reicht eine Ausstellung? Link : https://www.act.uni-freiburg.de/de/was-wir-tun/act-science-communications/videos-vergangener-act-events#Afrikagespraeche